Heilpilze werden seit Jahrtausenden effektiv eingesetzt. Sie sind unter anderem schon immer ein wichtiger Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin und haben bis ins heutige Zeitalter nicht an Bedeutung verloren. Im Gegenteil. Ihre leichte Anwendungsweise, ihre sehr gute Verträglichkeit und ihre verschiedenen Wirkungsweisen machen sie immer beliebter. Siehe Mykotherapie
Sehr selten kann es trotz angepasster und einschleichender Dosierung zu Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Erscheinungen auf der Haut, Erbrechen oder zu Durchfällen kommen. Die gute Verträglichkeit der Heilpilze darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es auch in der Therapie mit Heilpilzen Kontraindikationen, bzw. ungewünschte Wechselwirkungen mit anderen Arzneien geben kann.
Kontraindikationen (contra lat.: gegen, indicare: anzeigen)
Kontraindikationen sind Gegebenheiten, die grundsätzlich gegen den Einsatz bestimmter Mittel sprechen. Einige Kontraindikationen müssen auch bei der Therapie mit Heilpilzen beachtet werden. Die folgenden Beispiele sollen dies veranschaulichen.
Tragende und säugende Tiere:
Bei tragenden oder säugenden Tieren sollte man sehr achtsam mit der Verschreibung sein. Bekommt das Tier bereits Heilpilze, können diese unter Beachtung der gegebenen Umstände meistens weiter verabreicht werden. Beginnt man eine Behandlung mit Heilpilzen bei einem tragenden bzw. säugenden Tier, muss dies eindeutig begründet sein. Die stark entgiftenden Eigenschaften der Pilze können den Organismus durchaus unnötig belasten.
Auricularia (Judasohr) ist ein Heilpilz, der das Einnisten einer befruchteten Eizelle verhindern oder Frühgeburten und sogar Aborte auslösen kann. Somit erklärt sich eine eindeutige Kontraindikation des Auricularia bei Zuchttieren.
Sportpferde:
Cordyceps fällt unter das Dopinggesetz, weil er die Körperkraft und die Ausdauer steigern kann.
Tiere, die mit Immunsuppressiva behandelt werden:
Immunsuppressiva sind zum Beispiel Azathioprin oder Prednisolon. Diese Medikamente fahren das Immunsystem des Patienten herunter. Diese Arzneien werden vor allem bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen angewendet oder verabreicht, um abstoßende Reaktionen nach Transplantationen von Gewebe oder Organen zu verhindern.
Heilpilze jedoch stärken das Immunsystem. Die Wirkung der Immunsuppressiva wird herabgesetzt. Erhält das Tier Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, wird dies als Kontraindikation gesehen. Es steht natürlich im Widerspruch, das Immunsystem gleichzeitig zu stärken und zu schwächen.
Die positiven Wirkungen verschiedener Pilze auf die Darmschleimhaut, die Leber und die Niere sollten hierbei jedoch nicht ganz außer Acht gelassen werden. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, in solchen Fällen bestimmte Heilpilze begleitend einzusetzen. Wie bei allen Therapien, muss dies individuell entschieden und an den Patienten und dessen Pathologie angepasst werden.
Autoimmunerkrankungen (siehe auch bei Immunsuppressiva):
Bei der Auswahl der Heilpilze sollte berücksichtigt werden, um welche Art der Überreaktion es sich handelt, bzw. welche Zellen betroffen sind. Dann kann ein Einzelpilz oder eine Pilzkombination effektiv eingesetzt werden.
Tiere, die blutzuckersenkende Mittel erhalten:
Die Gabe bestimmter Pilze (Coprinus ist hier führend) kann es notwendig werden lassen, die blutzuckersenkenden Mittel anzupassen (zu reduzieren). Diese Wirkungsweise einzelner Pilze wird therapeutisch bewusst eingesetzt. Ziel ist eine Reduzierung der Antidiabetika. In einigen Fällen kann sogar nach geraumer Zeit ganz auf die blutzuckersenkenden Arzneien verzichtet werden. Es handelt sich hier nicht um eine Kontraindikation, sondern vielmehr um eine Wechselwirkung von Coprinus mit den blutzuckersenkenden Arzneien, die sich, wenn sie bewusst eingesetzt wird, sehr positiv darstellt. Die Zusammenarbeit mit dem behandelnden Tierarzt ist hier gefragt.
Operationen:
Heilpilze verfügen über eine blutgerinnungshemmende Wirkung. Einige Tage vor einer geplanten Operation sollte die Therapie abgesetzt werden.
Quellenangabe:
MycoVital: „Das große Tier-Heilungsdiagramme-Buch für Tierärzte und Tierheilpraktiker“, MycoVital Gesundheits GmbH, Limeshain-Rommelhausen, erste Auflage, 2015
Prof. Dr. med. Ivo Bianchi: „Moderne Mykotherapie“, Hinckel Druck, zweite Auflage, 2009
Wanda May Pulfer: „Mykotherapie für Tiere“, Vitalpilze: Heilkraft, Wirkung und Anwendung, Sonntag Verlag, Stuttgart, 2015